Ausland

Zwei der nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober in Israel entführten thailändischen Geiseln sind tot. Das teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari heute mit. Die beiden Männer, die als Landarbeiter beschäftigt waren, seien bereits an dem Tag des Überfalls getötet worden, sagte er.

Ihre Leichen befänden sich in der Gewalt der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Das israelische Außenministerium habe die Familien der Toten informiert. Hagari sagte, am 7. Oktober seien 39 thailändische Staatsbürger ermordet und 31 in den Gazastreifen entführt worden.

Die Hamas und ihre Unterstützer hatten bei einem Angriff am 7. Oktober nicht nur etwa 1.200 Menschen ermordet, sondern auch etwa 230 Frauen, Männer und Kinder entführt. 105 von ihnen kamen nach einer Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas nach knapp zwei Monaten frei. Das Schicksal der übrigen Geiseln ist unklar. Etwa 100 von ihnen dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein.

Die Außenministerinnen und -minister von 13 Staaten warnen laut einem Medienbericht Israel in einem Brief vor einer umfassenden Militäroffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen und fordern außerdem mehr Hilfe für die palästinensische Bevölkerung.

Alle Staaten der Gruppe sieben großer Industrienationen (G-7) haben das vierseitige Schreiben vom gestern laut „Süddeutscher Zeitung“ (Freitag-Ausgabe) unterzeichnet – bis auf die USA.

In dem Brief an den israelischen Außenminister Israel Katz, der der „SZ“ vorlag, betonen die Ministerinnen und Minister demzufolge zunächst das Selbstverteidigungsrecht Israels und verurteilen den Terrorangriff der Hamas und anderer Islamisten vom 7. Oktober.

Zugleich fordern sie die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu aber deutlich auf, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um die verheerende und sich verschlimmernde humanitäre Krise im Gazastreifen zu lindern.

Öffnung aller Grenzübergänge gefordert

Ebenso verlangen sie dem Bericht zufolge von Israel, alle Grenzübergänge in den Küstenstreifen für Hilfsgüter zu öffnen, einschließlich des Übergangs zu Ägypten in Rafah. Israels Armee war vor gut einer Woche trotz scharfer internationaler Warnungen von Osten nach Rafah vorgerückt.

Seitdem kontrolliert die Armee auch den palästinensischen Teil des Gaza-Grenzübergangs nach Ägypten. Der wichtige Grenzübergang ist seither für humanitäre Hilfsgüter gesperrt. Israel und Ägypten machen einander gegenseitig dafür verantwortlich.

Das Schreiben haben laut „SZ“ die Außenministerinnen und -minister der G-7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada unterzeichnet, zudem ihre Kolleginnen und Kollegen aus Australien, Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Neuseeland, Südkorea und Schweden.

US-Präsident Joe Biden untersagt die Freigabe einer Tonaufnahme einer Befragung zur Affäre um geheime Regierungsdokumente in seinen Privaträumen. Er mache dafür von seinem Exekutivprivileg Gebrauch, hieß es in einem Brief des Weißen Hauses an Mitglieder des Kongresses heute. Es gebe keine Notwendigkeit für die Freigabe, und es sei vermutlich das Ziel, diese „zu zerhacken, zu verzerren und für parteipolitische Zwecke zu verwenden“. Eine Mitschrift der Befragung, das Sonderermittler Robert Hur führte, wurde bereits veröffentlicht.

Das Exekutivprivileg ermöglicht es dem US-Präsidenten, Informationen vor Untersuchungen des Kongresses oder der Justiz unter Verweis auf die nationale Sicherheit zurückzuhalten.

Republikaner gegen Justizminister

Hintergrund sind Versuche der Republikaner im US-Repräsentantenhaus, US-Justizminister Merrick Garland wegen Missachtung des Kongresses vor Gericht zu bringen. Sie hatten von ihm gefordert, eben jene Tonaufnahme zur Verfügung zu stellen. Garland lehnte das ab. Bidens Brief dürfte ihn nun entlasten.

Sondermittler Hur hatte Biden im Oktober befragt, um den Fund geheimer Regierungsunterlagen in dessen privaten Räumen zu untersuchen. Der Austausch diente als Grundlage für einen Untersuchungsbericht, der am Ende zwar keine strafrechtliche Anklage gegen Biden gerechtfertigt sah, den US-Präsidenten jedoch als „wohlmeinenden älteren Mann mit einem schlechten Gedächtnis“ bezeichnete, was zu Fragen nach Bidens Eignung für das Präsidentenamt führte.

Ein türkisches Gericht hat Medienberichten zufolge den früheren Vorsitzenden der prokurdischen HDP-Partei, Selahattin Demirtas, zu 42 Jahren Gefängnis verurteilt.

Dem bereits seit 2016 inhaftierten Demirtas wurde unter anderem seine angebliche Rolle bei gewaltsamen Protesten im Jahr 2014 gegen die Belagerung der nordsyrischen Stadt Kobane durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) vorgeworfen. Die frühere Kovorsitzende der HDP, Figen Yüksekdag, wurde zu 30 Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Der 51-jährige Demirtas war in 47 Punkten angeklagt, darunter Verletzung der Einheit des Staates und der territorialen Integrität sowie Anstiftung zu einem Verbrechen. Der Europäische Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) hatte das Verfahren in der Vergangenheit kritisiert und die Freilassung von Demirtas verlangt. Insgesamt waren in dem Prozess 108 Menschen angeklagt worden, von denen nur einige freigesprochen wurden.

Abgeordnete entrollten während einer Sitzung des Parlaments heute Porträts von Demirtas und Yüksekdag, um gegen das Urteil zu protestieren. Unterdessen verhängte Münir Karaloglu, der Gouverneur von Diyarbakir, ein viertägiges Demonstrationsverbot in der mehrheitlich von Kurden bewohnten Provinz im Südosten des Landes.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Kritik seines Verteidigungsministers Joav Gallant zurückgewiesen, der Regierung fehle ein Plan dazu, wer nach dem Krieg im Gazastreifen regieren soll. Bei einem Besuch im Süden Israels sagte Netanjahu heute Medienberichten zufolge, er werde mit Gallant in Kürze ein Gespräch führen.

Gallant hatte gestern gesagt, es müsse eine politische Alternative zur Herrschaft der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen geschaffen werden, gegen die Israel seit Oktober militärisch vorgeht. „Der ‚Tag nach Hamas‘ kann nur erzielt werden, wenn palästinensische Vertreter in Gaza die Kontrolle übernehmen, begleitet von internationalen Akteuren, die eine Regierungsalternative zur Hamas-Herrschaft schaffen“, sagte Gallant.

Auf die Frage, ob das bedeute, die Palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland nach Gaza zu bringen, sagte Netanjahu: „Ich bin klar dagegen, Hamastan gegen Fatahstan auszutauschen.“ Im Westjordanland ist die führende Partei die Fatah-Bewegung von Mahmud Abbas.

Inland

Der Nationalrat hat seine Plenarwoche heute Abend mit der Zuweisung diverser Gesetzesanträge abgeschlossen. Eingebracht worden waren einige Gesetzesentwürfe, etwa für die Förderung von Ambulanzen für von Gewalt Betroffene. Förderverträge des Bundes mit Betreibern von Gewaltambulanzen sollen ab September möglich sein.

Die Leistungen sollen kostenlos und nicht von einer Anzeige abhängig sein. „Die Dokumentation der Spuren kann in einem, auch zu einem späteren Zeitpunkt stattfindenden, Gerichtsverfahren als Beweismittel verwendet werden und verkürzt das von Opfern oftmals als retraumatisierend empfundene Verfahren“, so Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

„Berufsverbrecher“ werden als NS-Opfer anerkannt

Einen weiteren Initiativantrag haben ÖVP, Grüne und SPÖ eingebracht. Damit soll des Opferfürsorgegesetzes novelliert werden. „Berufsverbrecher“, „asoziale“ und „kriminelle“ KZ-Häftlinge sollen als NS-Opfer anerkannt werden. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine symbolische Geste. „Denn wir müssen davon ausgehen, dass es keine Überlebenden mehr gibt“, so die gedenkpolitische Sprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, in einer Aussendung.

Die Anträge werden nun in den zuständigen Ausschüssen behandelt und wohl in einer der Juni-Plenarsitzungen beschlossen.

Dringliche Europadebatte

Ebenfalls Teil der Plenarsitzung war eine Dringliche Anfrage von NEOS, die den Parteien in der letzten Nationalratssitzung vor der EU-Wahl noch einmal die Gelegenheit gab, ihre Standpunkte zur EU kundzutun. NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger forderte die Freiheitlichen auf, ihren „Wahnsinn“ einer „Öxit-Zündelei“ zu stoppen.

Die FPÖ-EU-Kandidatin Petra Steger replizierte, dass nicht die FPÖ, sondern NEOS und andere Parteien ständig vom „Öxit“ redeten. Die FPÖ wolle nur, dass sich die EU auf die wesentlichen Fragen wie Sicherheit, Frieden und Wohlstand konzentriere.

Das angekündigte österreichweite kostenlose Klimaticket für ein Jahr für alle 18-Jährigen kann ab Juli in Anspruch genommen werden. Die Beantragung ist ab 3. Juni einmalig möglich – für alle, die seit dem 1. Jänner 2024 ihren 18. Geburtstag gefeiert haben und künftig bis zum Tag vor dem 21. Geburtstag.

„Junge Menschen wollen sich nicht und sollen sich nicht zwischen Mobilität und Klimaschutz entscheiden müssen“, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) heute.

„Ein Ticket für alle Öffis im ganzen Land“ sei seit drei Jahren Realität, sagte sie bei einer Pressekonferenz mit der Mobilitätsplattform „Point&“ und der Bundesjugendvertretung im Wiener Hauptbahnhof. Es gebe mittlerweile mehr als 280.000 Menschen, die das österreichweite Klimaticket nutzen.

Das Ticket kann bei allen offiziellen Vertriebs- und Servicestellen abgeholt werden. Möglicher Gültigkeitsbeginn ist ab dem 18. Geburtstag bis einen Tag vor dem 21. Geburtstag. Rund 88.000 Personen werden pro Jahr anspruchsberechtigt sein, sagte Gewessler.

Ukraine-Krieg

Wegen der schweren Schäden an Kraftwerken und Umspannwerken in der Ukraine rechnet die Regierung mit monatelangen Stromabschaltungen. Erst ab August oder September sei mit einer Verbesserung zu rechnen, sagte Jurij Bojko, Berater des Ministerpräsidenten und Aufsichtsrat beim Versorger Ukrenerho, heute in Kiew.

Wie gestern gab es auch heute regional gestaffelte Abschaltungen, um Strom zu sparen. Auch Teile der Hauptstadt Kiew waren betroffen. Durch die Raketenangriffe Russlands habe das Stromnetz großen Schaden genommen, sagte Bojko.

„Um das Stromsystem im Gleichgewicht zu halten und Unfälle zu vermeiden, waren die Disponenten gezwungen, außerordentliche Maßnahmen zu ergreifen und den Verbrauchern den Strom abzuschalten.“ Bei dem kalten Wetter derzeit sei der Verbrauch hoch. Im Spätsommer werde der Verbrauch niedriger sein; zudem gebe es mehr Solarenergie.

Vermehrt Angriffe auf Energieanlagen

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte die russische Armee im März und April gezielt Kraftwerke, Umspannwerke und Stromleitungen aus der Luft beschossen. Die Produktionskapazität sank nach offiziellen Angaben um 44 Prozent. Die Stromproduktion aus Kohlekraftwerken ging fast vollständig verloren.

Auch Wasserkraftwerke am Dnipro wurden beschädigt. Die Aussichten auf rasche Reparaturen sind schlecht. Die Stromproduktion aus Kernkraft funktioniert weitgehend. Auch Energieimporte aus Nachbarländern reichen nicht immer aus, die Lücke zu schließen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte zudem vor Gefahren durch russische Raketenangriffe auf das Gastransportsystem. Attacken auf die Gasinfrastruktur in der Westukraine stellten eine Gefahr für alle in Europa dar, „nicht nur für uns, sondern auch für unsere Nachbarn. Dagegen müssen wir gemeinsam vorgehen“, sagte Selenskyj heute in seiner allabendlichen Videobotschaft.

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben den Vorstoß der russischen Invasionstruppen im Nordosten des Landes gebremst. In Wowtschansk gebe es Kämpfe in den nördlichen Stadtvierteln, aber ein weiteres Vordringen russischer Soldaten in dem Ort habe vereitelt werden können, teilte der ukrainische Generalstab heute mit.

Die Lage sei unter Kontrolle. Eine Einnahme der rund fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernten Kleinstadt wäre der bedeutendste Geländegewinn der russischen Truppen seit Beginn der Offensive in die Region Charkiw vor einer Woche.

Die russische Nachrichtenagentur RIA berichtete unterdessen unter Berufung auf von Russland eingesetzte Behördenvertreter in besetzten Gebieten, russische Truppen näherten sich dem Dorf Lypzi und bereiteten dessen Einnahme vor. Lypzi liegt weiter westlich als Wowtschansk und näher bei Charkiw. Russland hat bereits die Einnahme mehrerer Dörfer in der Region Charkiw gemeldet.

NATO rechnet nicht mit russischem Durchbruch

Die NATO-Militärführung rechnet unterdessen vorerst nicht mit einem russischen Durchbruch rund um Charkiw. „Die Russen haben für einen strategischen Durchbruch nicht die nötige Truppenstärke“, sagte der Oberbefehlshaber der NATO-Truppen in Europa, Christopher Cavoli, heute nach einer Sitzung der Militärchefs der Mitgliedsländer.

Die Russen hätten zudem „nicht die Fähigkeiten und das Können“, fügte der US-General hinzu. Cavoli äußerte sich zuversichtlich, dass die Ukrainer die Front gegen die Offensive verteidigen könnten.

Umwelt & Klima

Die deutsche Bundesregierung muss ihr Klimaschutzprogramm nachschärfen. Das entschied das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg heute. Die bisher aufgelisteten Maßnahmen reichten nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen, urteilten die Richter und gaben damit zwei Klagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) statt.

In seiner bisherigen Form erfülle das im Oktober beschlossene Programm nicht vollständig die gesetzlichen Vorgaben. Die deutsche Regierung kann in Revision gehen und die Wirkung des Urteils damit aufschieben. Dann wäre das Bundesverwaltungsgericht am Zug.

Bereits 2023 juristisch erfolgreich

Die Umwelthilfe war zuletzt schon einmal juristisch gegen die deutsche Klimapolitik vorgegangen und hatte im November 2023 einen Sieg errungen. Damals hatte das OVG Berlin-Brandenburg geurteilt, dass die Regierung ein Klimasofortprogramm in den Sektoren Verkehr und Gebäude auflegen muss. Dagegen läuft die Revision beim Bundesverwaltungsgericht.

Basis für die heute verhandelten DUH-Klagen waren wie damals die Vorgaben des deutschen Klimaschutzgesetzes für verschiedene Sektoren zur Minderung des Ausstoßes an Treibhausgasen für die Jahre 2024 bis 2030. Zudem ist im Gesetz das Ziel verankert, diese Emissionen in ihrer Gesamtheit bis 2030 um mindestens 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Im Vorjahr waren rund 46 Prozent Minderung erreicht.

Das Klimaschutzprogramm gilt als eine Art Gesamtplan Deutschlands, um diese Ziele zu erreichen. Es listet zahlreiche Maßnahmen in den Sektoren Verkehr, Energie, Gebäude, Industrie und Landwirtschaft auf.

Wirtschaft

Der Gemeinderat im deutschen Grünheide hat heute grünes Licht für die umstrittenen Tesla-Pläne zum Bau eines Güterbahnhofs gegeben. Elf der 19 Gemeinderatsmitglieder votierten für den entsprechenden Bebauungsplan. Damit kann Tesla einen Güterbahnhof östlich seines Werks bauen, über den die Fahrzeuge abtransportiert werden sollen.

Das Vorhaben ist seit Langem umstritten, unter anderem weil Wald gerodet werden muss und aus Sorge vor Umweltrisiken. Der Bebauungsplan, über den der Gemeinderat abstimmte, wurde nach viel Kritik überarbeitet, sodass weniger Wald abgeholzt werden soll als ursprünglich vorgesehen.

Demonstranten vor der Tesla Gigafactory in Grünheide (Deutschland)
Reuters/Christian Mang

Seit Wochen protestieren in Grünheide Gegner der Pläne, sie hatten mit Zelten und Baumhäusern ein Protestcamp eingerichtet.

Leichte Gewinne haben heute beim Dow Jones Industrial für den erstmaligen Sprung über die 40.000 Punkte gereicht. Der US-Leitindex schaffte es nach verhaltenem Start mit bis zu 0,2 Prozent ins Plus und konnte dabei kurz die nächste Tausendermarke einholen, um die er zuletzt dann pendelte.

Die Rekordrally an den US-Börsen setzte sich damit fort. Auch an der technologielastigen NASDAQ-Börse reichten moderate Gewinne im NASDAQ 100 Index für Bestmarken.

Die insolvente IT-Tochter des zerbröckelnden Firmenkonglomerats Signa hat ihren Sanierungsplan zurückgezogen und beim Handelsgericht Wien die Abänderung in ein Konkursverfahren beantragt. Seit 3. Mai ist die Signa Informationstechnologie GmbH damit in Konkurs, wie der Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) heute mitteilte. Mit dem Konkursverfahren entfällt die gesetzliche Mindestrückzahlungsquote von 20 Prozent.

Begründet worden sei die Änderung seitens der Gesellschaft mit dem Umstand, dass ihre Finanzierung aus gruppeninternen Dienstleistungen erfolgt und jüngst auf weitere Leistungen verzichtet worden sei. Es habe außerdem keine Möglichkeit bestanden, externe Einnahmequellen zu erschließen, so der KSV1870 nach der Prüfungstagsatzung, die heute stattfand.

Verbindlichkeiten von fast 19 Mio. Euro anerkannt

Die Verbindlichkeiten der Gesellschaft liegen bei 18,9 Mio. Euro, vom Insolvenzverwalter anerkannt wurden davon 8,4 Mio. Euro. Rund 10,5 Mio. Euro wurden damit vorerst bestritten und werden noch einer genaueren Überprüfung unterzogen. Laut dem Gläubigerschutzverband soll nun die Verwertung von Hard- und Software erfolgen. Für die Gläubiger werde „nach vorsichtiger Einschätzung“ eine Quote von mehr als zehn Prozent in Aussicht gestellt.

Das Unternehmen diente nahezu ausschließlich als IT-Dienstleisterin für Gesellschaften der Signa-Unternehmensgruppe, insbesondere für die insolvente Signa-Holding und die ebenfalls pleitegegangenen Kerngesellschaften Signa Prime und Signa Development. In ein Konkursverfahren war zuvor schon das Sanierungsverfahren der Signa Holding umgewandelt worden.

Chronik

Mehr als ein Dutzend Frauen werfen dem US-Zauberkünstler David Copperfield sexuelles Fehlverhalten vor. Die Übergriffe sollen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten stattgefunden haben, wie die US-Ausgabe des britischen „Guardian“ berichtete.

Magier David Copperfield im Jahr 2013
Reuters/Mario Anzuoni

Einige Frauen gäben an, zum Zeitpunkt der Vorfälle unter 18 Jahre alt gewesen zu sein. Drei Frauen werfen Copperfield vor, sie vor dem Sex unter Drogen gesetzt zu haben.

Der „Guardian“ beruft sich auf Interviews mit mehr als hundert Menschen sowie auf Polizei- und Gerichtsakten. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen Zeitraum von Ende der 80er Jahre bis 2014. Alle Frauen gaben laut Bericht an, Copperfield durch seine Arbeit kennengelernt zu haben.

Copperfields Anwälte wiesen die Vorwürfe zurück und teilten dem „Guardian“ mit, Copperfield habe sich „niemals unangemessen gegenüber jemandem verhalten, geschweige denn gegenüber Minderjährigen“. Vorwürfe gegen den 67-Jährigen gab es erstmals 2018. Damals hatte eine Frau namens Brittney Lewis angegeben, Copperfield habe sie 30 Jahre zuvor unter Drogen gesetzt und dann sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen. Copperfield wies auch diesen Vorwurf zurück.

Medien

Die stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, Alexandra Föderl-Schmid, hat aus Sicht ihres Arbeitgebers in ihren Texten für die renommierte Zeitung nicht plagiiert. Die Entscheidung fußt auf dem heute veröffentlichten und im Rahmen eines Pressegesprächs vorgestellten Bericht einer externen Kommission.

Föderl-Schmid habe zwar mitunter gegen journalistische Standards verstoßen, von einem Skandal sei man aber weit entfernt, so „SZ“-Chefredakteur Wolfgang Krach.

Kochefredakteurin Judith Witter erklärte, dass die gebürtige Oberösterreicherin und langjährige „Standard“-Chefredakteurin Föderl-Schmid in die „SZ“-Redaktion zurückkehren werde. Über die Modalitäten befinde man sich in vertraulichen Gesprächen. Bis zum Abschluss dieser werde nicht darüber informiert.

Uni Salzburg: „Kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten“

Föderl-Schmid war ab Februar mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert worden. Diese betrafen einerseits ihren Umgang mit der Zitierung von Quellenmaterial in journalistischen Texten und andererseits ihre Dissertation.

Der selbsternannte „Plagiatsjäger“ Stefan Weber hatte – im Auftrag des rechtspopulistischen Portals Nius, wie sich herausstellte – die an der Universität Salzburg eingereichte Arbeit überprüft und nach eigener Darstellung „Plagiatsfragmente“ geortet. Die Uni Salzburg hatte bereits im April mitgeteilt, dass „kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten“ in ihrer 1996 eingereichten Dissertation festzustellen gewesen sei.

Die Bedeutung von Medien für die Demokratie ist heute im Zentrum von Debatten auf dem 4Gamechangers-Festival in Wien gestanden. Bei dem Event, das von der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe in Kooperation mit dem ORF veranstaltet wird, herrschte Einigkeit darüber, dass herkömmliche Medien unter Druck stehen. Es brauche mehr Kooperation, um dem Rückbau demokratischer Prinzipien wie auch Hass und Falschinformation zu begegnen.

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann auf der Bühne beim Festival 4Gamechangers
ORF/Roman Zach-Kiesling

Auch ORF-Generaldirektor Roland Weißmann strich den Wert klassischer Medien für die Demokratie hervor. In Qualitätsjournalismus müsse investiert werden, und dieser sei nun einmal kostenintensiv, weil man breit recherchiere, um viele Meinungen abzudecken und die gesamte Bevölkerung zu erreichen.

Weißmann regte die Formulierung eines „Medienpakts 2030“ an, das gewisse Rahmenbedingungen für das Überleben des heimischen Medienmarkts definieren soll. Darin könnten etwa der ORF, die APA, der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) und der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) eingebunden werden.

Mangelnde Regulierung

Auch ProSiebenSat.1Media-COO Markus Breitenecker sprach sich für mehr Zusammenarbeit von öffentlich-rechtlichen und privaten Medien aus. Mit dem ORF funktioniere das bereits gut. Zudem kritisierte er mangelnde Regulierung von sozialen Netzwerken.

Roland Weißmann, Clemens Pig, Lou Lorenz-Dittlbacher, Andreas Wiele, Karoline Edtstadler und Markus Breitenecker
ORF/Roman Zach-Kiesling

„Klassische Medien sind massiv unter Druck, weil sich der gesamte Social-Media-Bereich nicht an die Regeln hält, auf die wir uns geeinigt haben“, so Breitenecker. „Wir müssen was tun für unseren Kontinent und auch über ein Verbot von TikTok reden.“

Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) sprach von einer „sensiblen Situation“. „Das Gefüge scheint aus dem Lot zu geraten“, man müsse wieder Vertrauen in Medien und Politik schaffen, so die Ministerin. Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) merkte an, dass große Plattformen Verantwortung übernehmen müssten.

Um TikTok, YouTube, X und Co. zu regulieren, brauche es ein gemeinsames Vorgehen auf EU-Ebene. Dass das funktioniere, habe man mit dem Digital Services Act (DSA) demonstriert. YouTube-Manager Andreas Briese versicherte, dass schädliche Inhalte „rigoros“ entfernt würden.

Zahlreiche Stiftungsrätinnen und -räte des ORF fordern den von der FPÖ in den Stiftungsrat entsandten Peter Westenthaler in einem gemeinsamen Brief auf, sein aus ihrer Sicht unternehmensschädigendes Verhalten einzustellen.

30 von insgesamt 35 Mitgliedern aus sieben Bundesländern unterschrieben den Brief, darunter Stiftungsräte von ÖVP, Grünen und NEOS. In dem Schreiben wurde Westenthaler daran erinnert, dass er gemäß ORF-Gesetz verpflichtet ist, im Interesse des ORF zu handeln.

In dem Brief kritisieren die Stiftungsräte eine Vielzahl von öffentlichen Äußerungen Westenthalers gegen den ORF und seine Beschäftigten. So habe er den ORF als „Propagandamaschine“ bezeichnet und ihm „parteipolitische Agitation“ vorgeworfen. Zudem habe er wiederholt öffentlich abfällige Bemerkungen über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getätigt. Die Unterzeichner empfahlen Westenthaler auch, sich über „Folgen von Pflichtverletzungen“ zu informieren.

Als einer von wenigen unterzeichnete Heinz Lederer, SPÖ-„Freundeskreisleiter“ im ORF-Stiftungsrat, den Brief nicht. Gegenüber der APA erklärte er das damit, dass er eine andere Art der Auseinandersetzung suche. Von der Linie der FPÖ, die auf eine Zerstörung des ORF hinauslaufe, distanziere er sich klar. Auch erachte er die Aussagen von Westenthaler als problematisch. Doch sei ein Brief samt „versteckter Klagsdrohung“ nicht der richtige Weg.

Westenthaler: „Lasse mir nicht den Mund verbieten“

Westenthaler reagierte prompt auf den Brief: „Ich bestätige den Eingang des Schreibens eines Teils des Stiftungsrates und teile Ihnen mit, dass ich mir von niemanden (sic!) den Mund verbieten lasse.“ Er stehe zu seinen Aussagen, „und auch Grün und Türkis/Schwarz im Stiftungsrat werden sich daran gewöhnen müssen, dass ich an den zahlreichen Fehlentwicklungen im ORF meine offene Meinung äußere“, so Westenthaler auf Facebook.

FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker sprang Westenthaler per Aussendung zur Seite. „Während die anderen Mitglieder dieses Gremiums seit Jahren alle negativen Entwicklungen im ORF abnicken und regungslos zur Kenntnis nehmen, arbeitet Peter Westenthaler aktiv mit Herzblut und vollem Engagement daran, den ORF wieder zu einem unabhängigen Medium zu machen, das seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nachkommt. Dass er für dieses Engagement nun geschulmeistert werden soll, ist nicht tolerierbar“, so der FPÖ-Politiker.

Westenthaler wurde im Februar von der FPÖ in den ORF-Stiftungsrat entsandt. Der frühere FPÖ-Klubobmann löste den Anwalt Niki Haas im obersten ORF-Gremium ab. Der ORF-Redaktionsrat hatte sich zuvor gegen Westenthalers Nominierung gewehrt und die Regierung aufgefordert zu prüfen, ob diese mit dem ORF-Gesetz vereinbar sei.

Die SPÖ hatte eine Prüfung auf mögliche Unvereinbarkeiten gefordert, da das Gesetz ein Arbeitsverhältnis bei einem anderen Medienunternehmen untersagt. Westenthaler ist bei oe24.tv regelmäßig in TV-Duellen zu sehen. Auch schreibt er Kolumnen für „oe24“.